Kurzgeschichten

Mist! Jetzt habe ich doch wahrhaftig die Fertigmischung für die teewurstähnliche Paste vergessen, die Pauline so gerne isst. Und dabei kommen Ben und sie doch übers Wochenende zu Besuch. Genervt knalle ich die Kofferraumklappe zu, sprinte zurück in den Supermarkt und eile durch die Gänge. Warum müssen die veganen Lebensmittel auch unbedingt im letzten Regal, in der hintersten Ecke stehen? Man sollte doch meinen, dass in der heutigen Zeit vegane Kost einen höheren Stellenwert erreicht hat, aber nein, da muss sich noch viel tun.  

Mittlerweile habe ich jene dunkle Verkaufsraumecke erreicht und strecke meine Hand nach dem letzten Beutel mit der heiß geliebten Fertigmischung aus. Mein Zeigefinger berührt die Tüte schon fast, als eine sehnige Männerhand ihn mir vor der Nase wegschnappt.

„Hey! Das ist meiner.“ fauche ich.

„Wohl kaum!“ für einen kurzen Moment balanciert der Besitzer der Hand den Beutel auf eben dieser, direkt unter meiner Nase. Dann klappt er die Finger zu und sagt: „Meine Hand, mein Beutel! Außerdem gibts da vorne noch andere Teewurst-Ersatzprodukte. Nimm doch die.“ 

„Das ist mir zu viel Plastikmüll. Deshalb will ich ja das Pulver zum Anrühren.“ Er guckt mich einen Moment skeptisch an und dann bildet sich ein fettes Grinsen auf seinen Lippen. „Du vertrittst im wahren Leben die gleichen Ideale wie in deinen Büchern. Cool.“   „Wie bitte? Wer sind Sie und woher kennen Sie mich?“ Allmählich geht der mir auf die Nerven. 

„Ich bin John Connor.“ Sein Grinsen wird breiter und er schau mich erwartungsvoll an.  „Ähm ...“ Ich kratze mich am Kopf, um Zeit zu gewinnen und dann dämmert es mir. „John Connor? Der John Connor aus der Terminator-Reihe?“ 

Er zuckt mit den Schultern und sagt nur: „Jap.“ 

„Aber den hat doch ein T-800 erledigt.“ wende ich lahm ein. 

„In einer alternativen Zukunft bin ich gestorben, aber nicht in dieser, die aufgrund deines Buches entstehen wird. Also verdanke ich dir eigentlich mein Leben.“ Damit drückt er mir den Streichwurstbeutel in die Hand und sagt: „Hier. Den kannst du als Dankeschön behalten.“ Dann dreht er sich um und macht sich auf in Richtung Ausgang. 

„Halt, halt, halt. Dazu möchte ich doch ein bisschen mehr wissen. Was für eine Zukunft ist aufgrund meines Buches entstanden.“ 

„Na, genau die, die du beschrieben hast. Und in der gibts kein Skynet, keinen Kampf, keinen toten Connor. Aber bevor du mich hier weiter befragen kannst, habe ich ein paar Fragen an dich. Man lernt ja schließlich nicht jeden Tag die Lebensretterin aus der Vergangenheit kennen.“ 

„Okay.“ stimme ich zögerlich zu. „Aber wir gehen da vorne ins Café und du bezahlst.“ Als wir vor 2 dampfenden Tees sitzen, fängt er mit seiner Inquisition an. Zögerlich erzähle ich ihm, dass ich von Mutter zwei erwachsenen Söhnen bin, eigentlich Biologie studiert habe, aber beruflich meine Faszination für die Natur mit meiner anderen Leidenschaften, nämlich der Kunst, verbunden habe und als naturwissenschaftliche Illustratorin und freier Künstlerin arbeite. Und da gibts natürlich noch die Schreiberei. 

„Jau, zum Thema Schreiberei: Warum schreibst du das, was du schreibst?“, will Connor nun wissen. 

„Puh, das ist eigentlich ziemlich persönlich ...“, zögere ich. 

„Komm schon. Du hast meine Welt verändert, dadurch sind wir doch echt schon auf einer sehr persönlichen Ebene.“ 

So ganz will mir seine Argumentation nicht einleuchten, aber was solls. 

„Also gut. Ich schreibe über Dinge, die mich beschäftigen. Manchmal sind es Sachen, die mich frustrieren und runterziehen. Weißt du, was eco grief ist?“ 

Er zuckt mit den Schultern, sagt dann aber: „So was wie Umweltschmerz, Ökotrauer? Depressive Gedanken wegen unseres kollabierenden Ökosystems?“ 

„Genau. Und dabei hilft mir Schreiben.“ „Schreibst du nur über Umweltsachen?“ „Nein, ich schreibe auch über andere Sachen, die mich wütend machen. Aber ebenso über Skurriles, Absurdes und Menschliches. Schreiben ist für mich ein emotionales Auslassventil. Mal schauen, wo der Weg noch hinführt ...“

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